Leserbrief | Stadtbergen, 11. Februar 2022

„Schwarze Schafe“

Nicht wenige einen Heimplatz für sich oder einen Angehörigen Suchende sind wegen dieser Vorfälle verunsichert. Denn schließlich wünscht sich dies jeder: ein würdevolles und relativ sorgenfreies Leben im Alter führen zu können. Ein paar Anmerkungen sind hierzu notwendig: Unsere Seniorenheime – egal, ob die der gemeinnützigen Wohlfahrtsverbände, der Kommunen und Kirchen sowie auch die der privaten Träger – werden in ihrer Gesamtheit korrekt geführt und entsprechen auch den notwendigen Standards. Auch hat die Politik zwischenzeitlich vieles – wenn auch nicht alles – auf den Weg gebracht. Ich denke an den teilweisen Entfall von Heimkosten-Zuzahlungen für Angehörige, an die Übernahme von Teilen der Pflegekosten seitens des Staates oder aktuell an die Erhöhung des Mindestlohns für das Pflegepersonal. Allerdings: Es tummeln sich im Pflegebereich auch „Schwarze Schafe“: manchmal europaweit agierende Unternehmen, die das angeblich in der Altenpflege lockende schnelle Geld anzieht, wie der Honig die Wespen.

Und mit einer schwer zu überblickenden Firmenstruktur. „Gespart“ wird – wo sonst – beim Personal und bei den Sachkosten. Zu empfehlen ist deshalb für Heimplatzsuchende: eine kritische Inaugenscheinnahme von Heimen, die örtlich präferiert werden, ein Gespräch mit Bewohnern bzw. deren Angehörigen und Heim-Verantwortlichen oder auch eine Beratung durch eine öffentliche oder verbandliche Stelle. Vor allem sind jedoch die Heimaufsicht und der Medizinische Dienst der Pflegekassen in der Verantwortung. Die derzeitige Pandemie hat uns vor Augen geführt, dass der öffentliche Gesundheitssektor gerade in einer immer älter werdenden Gesellschaft einen höheren Stellenwert als bislang erfahren muss. Dies wird nicht zum Nulltarif erhältlich sein. Auch ist ein politischer „Mentalitätswechsel“ fällig: Unsere Seniorenheime dürfen nur sehr bedingt den Spielregeln des Marktes unterworfen werden. Und gegen „Schwarze Schafe“ ist konsequent vorzugehen. Der juristische Werkzeugkasten ist vorhanden. Die Bewohnerinnen und Bewohner unserer Seniorenheime haben ein Anrecht darauf, dass dieser zum Einsatz kommt.

Dr. Heinz Münzenrieder, Ehrenvorsitzender der AWO Schwaben, Augsburg