Presse-Information | Stadtbergen, 02. Oktober 2019

Neuer Pflege-TÜV

Mit 25 Pflegeheimen ist die AWO Schwaben einer der großen regionalen Anbieter stationärer Pflegeleistungen im Regierungsbezirk.
Für die insgesamt 2.000 Bewohner sind dabei 1.400 Pflege-, Service- und Verwaltungsmitarbeitende tätig. Die AWO Schwaben bewertet hier den neuen „Pflege-TÜV“:

 

Zum neu konzipierten Pflege-TÜV – Abkehr vom bisherigen Benotungssystem und verstärkte Bewertung einzelner Pflegebereiche (z.B. Mobilitätsbemühungen, Grad der sozialen Teilhabe, Situation von Wundversorgung, Fixierung und medikamentöse Versorgung) – nimmt der Vorsitzende der AWO Schwaben, Dr. Heinz Münzenrieder, Stellung:

  • 1. Das neue System ist – wenn auch mit großem bürokratischem Aufwand verbunden – grundsätzlich geeignet, zu einer Qualitätsverbesserung in den Pflegeheimen beizutragen. Vor allem werden hierdurch die Pflegekasse und die Heimaufsicht in die Lage versetzt, besser auf die Einhaltung von Standards zu achten. Die Transparenz und Vergleichbarkeit werden verbessert.

    2. Die Neuregelung darf aber nicht den Eindruck vermitteln, der Zustand der Heime insgesamt sei – trotz gelegentlicher unguter Vorfälle – besorgniserregend. Man kennt sie ja, die „Horrormeldungen“ von dementen oder verwirrten Bewohnern, die nächtens verloren durch finstere Gänge wandeln. Fakt ist aber: Unsere Heime sind allesamt von hohen pflegerischen und qualitativen Standards getragen. Niemand braucht Angst zu haben, ins Altenheim gehen zu müssen! Andere Länder beneiden uns darum.

    3. Dies alles darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Grunde niemand ins Altenheim will. Dies ist so und dies ist auch nachvollziehbar. Wer will schon gerne seine Wohnung – oft jahrzehntelang die Heimat im eigentlichen Sinne und Ort vieler Erinnerungen – sozusagen für immer verlassen. Trotzdem: Qualitativ hochwertige und professionelle Pflege sind halt im familiären Bereich nicht zu bewerkstelligen. Gerade in einer alternden Gesellschaft. Unsere Heime sind aber hierfür gerüstet.

    4. Neuer Pflege-TÜV hin oder her: Er wird eine gewisse Wegweisung zwar bieten. Genauso wichtig ist aber etwas anderes. Um das beste Pflegeheim für die Mutter oder den Vater zu finden, sollte nicht nur „nach dem Papier“ entschieden werden. Ein gemeinsamer Besuch eines Heimes, ein Gespräch mit den Verantwortlichen oder den Bewohnern sind fast wichtiger. Oder eine Teilnahme beim Sommerfest des Heimes. Und natürlich spielen die Wohnortnähe, die Verfügbarkeit eines Platzes sowie auch die Bezahlbarkeit eine Rolle.

    5. Der neue Pflege-TÜV ist noch lange nicht der Durchbruch zu einer echten Pflegereform. Machen wir uns da nichts vor: Entscheidend ist hierfür, ob unsere Gesellschaft bereit ist, mehr finanzielle Ressourcen für die (immer älter werdenden) Alten zur Verfügung zu stellen. Ein erster Schritt wäre hierzu die Aufhebung der Deckelung von Leistungen der Pflegeversicherung, die Finanzierung eines verbesserten Personalschlüssels und die Einführung eines einheitlichen Tarifvertrages für alle in der Pflege Tätigen.

Stadtbergen, den 02.10.2019

Wolfgang Mayr-Schwarzenbach
Vorstand
Tel. 0821-43001-118