AWO Schwaben Siegelverleihung Königsbrunn

AWO-Seniorenheim Königsbrunn erhält Siegel „Lebensort Vielfalt“

„Es ist nicht immer einfach, Vorreiter zu sein. Daher finde ich es toll, dass Sie die-sen Weg mitgehen – sowohl Sie, liebe Bewohner*innen, als auch Sie, liebe Mit-arbeiter*innen des AWO-Seniorenheims Königsbrunn“, sprach die Pflegebeauf-tragte des Bezirks Schwaben, Melanie Melitta Hippke (Grüne) bei der feierlichen Siegelverleihung „Lebensort Vielfalt“ für das Pflegeprojekt „Queer im Alter“ im AWO-Heim ihren Respekt aus. Als erstes Seniorenheim in ganz Bayern durch die Schwulenberatung Berlin mit dem Siegel ausgezeichnet, setzt es neue Stan-dards in der stationären Altenhilfe. Hippke betonte die Bedeutung von Sensibilität im pflegerischen Handeln für die Vielfalt der Bewohner*innen. Die Umsetzung erfolgte zunächst in Königsbrunn, die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt werden auf die 22 weiteren Seniorenheime der AWO Schwaben übertragen.

Das Projekt, welches im Rahmen der bundesweiten Aktion 2019 bis 2022 „Queer im Alter – Öffnung der Altenhilfeeinrichtungen für die Zielgruppe der LSBTIG*“ der Arbeiterwohlfahrt ins Leben gerufen wurde, wird seit 2023 auf Bezirksebene fortgeführt. Es beinhaltet fünf zentrale Handlungsfelder, die auf insgesamt 120 Kriterien basieren. „Diese sollen sicherstellen, dass queere Senior*innen in der AWO eine würdevolle und inklusive Pflege erfahren“, erläuterte Lisa Hitzke, die bei der AWO Schwaben für Gleichstellung und Vielfalt zuständig ist und das Pro-jekt inhaltlich umgesetzt hat. Zu den Maßnahmen gehört die Reflexion der eige-nen Haltung und eine bewusste Kommunikation, bei der Vielfalt sprachlich sicht-bar gemacht wird – sei es in Dokumenten, in der Ansprache oder im täglichen Umgang. Das Personalmanagement wurde um eine verpflichtende Fortbildung ergänzt, die alle neuen Mitarbeitenden des Seniorenheims bei der Einarbeitung durchlaufen. Ziel ist ein sensibler Umgang mit den Lebenswelten und Anliegen der LSBTIQ*-Community. Schätzungen zufolge ordnen sich fünf bis zehn Prozent der Gesellschaft in der LSBTI* Community ein. Da ältere queere Personen statis-tisch häufiger ohne Partner*in leben und keine Kinder haben, besteht eine höhe-re Abhängigkeit von Einrichtungen der Altenhilfe. „Umso wichtiger ist, dass Pfle-geeinrichtungen auf LSBTIQ*-Senior*innen vorbereitet sind“, erklärt die Einrich-tungsleitung Daniela Nagengast-Baumann.

Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem subjektiv erlebten Gefühl von Sicherheit. Eine erweiterte Hausordnung regelt den Umgang mit Diskriminierung, um allen Bewohner*innen ein geschütztes Umfeld zu bieten. Zusätzlich wurde das Konzept der Pflege und Versorgung um spezielle Fortbildungen zur Pflege von trans- und intergeschlechtlichen Personen sowie zu HIV ergänzt. Das Angebot des Seniorenheims wird abgerundet durch kulturelle und soziale Angebote, wie Lesungen und Veranstaltungen, die auf die Bedürfnisse der queeren Com-munity zugeschnitten sind, sowie die fachliche Beratung.

Marion Leichtle-Werner, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des AWO Bezirks-verbands Schwaben, hob hervor, dass sich die AWO seit ihrer Gründung 1919 um Personen kümmere, die von Diskriminierungen betroffen sind. „Seither setzt sich die AWO für Chancengleichheit ein. Niemand soll seine Biografie verschwei-gen müssen, gerade für Menschen im Alter ist es wichtig, zu ihrer Identität und zu ihrer Lebensführung stehen zu können.“ Die projektverantwortliche Vorständin bedankte sich für die erfolgreiche Zusammenarbeit: „So ein Vorhaben kann nur erfolgreich sein, wenn alle dahinterstehen.“ Für sie sei das Projekt ein wichtiger Schritt der AWO Schwaben: „Unser Ziel ist es, langfristige Strukturen zu schaffen, die queere Senior*innen in all unseren Seniorenheimen ein sicheres und wert-schätzendes Zuhause bieten“. Präsidiumsmitglied Thomas Muth resümiert: „Die Veranstaltung heute hatte Klasse!“