Wie die AWO Schwaben durch die Energiekrise manövriert

Beim Thema Energieversorgung war in den letzten Monaten oft von Mangellage, Verzicht und gar dem verstärkten Rückgriff auf fossile Energieträger die Rede – das Thema Nachhaltigkeit spielte nur eine geringe Rolle, der Klimaschutz musste einige Kröten schlucken.

Vieles kam in den letzten Monaten zusammen: Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, der das Thema Sicherheit der Energieversorgung ganz oben auf die Agenda gesetzt hat, die dadurch offensichtlich gewordene Abhängigkeit in der Versorgungslage, aber auch die Erkenntnis, dass die Bemühungen zum Ausbau von Erneuerbaren Energien in den letzten Jahren schlichtweg nicht schnell genug vorangekommen ist. Seit letztem Jahr sind Begriffe wie „Gasmangellage“ und „Strompreisbremse“ in unseren alltäglichen Sprachgebrauch übergegangen und auch die AWO Schwaben war in den vergangenen Wochen und Monaten häufig gefordert, sich kurzfristig an neuen Verordnungen, Gesetzen und Handlungsempfehlungen zu orientieren, ganz zu schweigen von extremen Schwankungen an den Energiemärkten, die eine finanzielle Vorausplanung extrem erschwert haben.

Tätig werden in Zeiten von Ungewissheit

In dieser Situation war es wichtig, sich an dem zu orientieren, was die AWO Schwaben zu einem gewissen Grad selbst in der Hand hat: den Energieverbrauch. Bereits im Sommer 2022 wurden erste Infoblätter an die Einrichtungen verteilt, die neben technischen Aspekten zum Energiesparen auch auf das Bewusstsein und Verhalten aller Beteiligten eingehen. Im Rahmen des Projekts „klimafreundlich pflegen – überall!“ wurde außerdem eine Schulung für Mitarbeitende im Seniorenheim Neu-Ulm zum Thema Energieeinsparungen angeboten. Neben dem Bewusstsein und einem veränderten Umgang mit Energie standen auch Themen wie die technische Optimierung von Heizungsanlagen im Fokus. Die Anlagen zur Wärmeerzeugung der Einrichtungen werden regelmäßig von einer Fachfirma gewartet. Dort, wo die technischen Voraussetzungen gegeben sind, wurde ein hydraulischer Abgleich vorgenommen.

Wichtig ist bei allen Einschränkungen, die das vergangene Jahr mit sich brachte, dass die Bewohner*innen, Kinder und Klient*innen in den Eirichtungen der AWO Schwaben durch die getroffenen Maßnahmen keine Einschränkungen in Komfort oder in der Versorgung befürchten müssen. Soziale Einrichtungen und Dienste sind von Seiten der Politik in vielen Punkte der neuen Verordnungen und Gesetze als sensible Gruppen von besonders starken Einschnitten ausgenommen. Einsparungen sind somit vor allem in den Bereichen der Büros oder auch der Beleuchtung von Außenanlagen zu erzielen. So wurden die Einrichtungen z.B. darüber informiert, ihre Außenbeleuchtungen – sofern sie nicht unter Sicherheits- und Notbeleuchtung fallen – auszuschalten. In den Büroräumlichkeiten der Geschäftsstelle in Stadtbergen wurde – wie in vielen anderen Verwaltungsgebäuden auch - die Temperatur auf 19°C reduziert.

Zuversicht, das Hilfsprogramme greifen

Aller Einsparmaßnahmen zum Trotz ist auch die AWO Schwaben mit steigenden Energiekosten konfrontiert. Es sind derzeit mehrere unterschiedliche Hilfsprogramme auch für Pflegeheimbetreiber in der Diskussion – sowohl auf Bundes- wie auch auf Landesebene. „Daher sind wir zuversichtlich, dass die Preiserhöhungen, die sich für unsere Branche ergeben, teilweise ausgeglichen werden können und dass nicht die komplette Erhöhung an die Bewohner*innen weitergegeben werden muss“, erläutert Marion Leichtle-Werner, Vorständin für Bau, Finanzen und Gleichstellung. „Derzeit gilt es für uns, den Zeitraum finanziell zu überbrücken, bis die Hilfsprogramme greifen“, so Leichtle-Werner weiter. Die Strom- und Gaspreisbremse ist aktuell zwar in aller Munde, allerdings haben sich auch die Kosten für die anderen Energieträger erhöht. In den letzten Jahren hatte die AWO Schwaben verstärkt auf klimafreundliche Heizsysteme wie Pelletheizungen umgerüstet. Allerdings sind auch die Pellet-Preise in den vergangenen Monaten um ein Vielfaches gestiegen, diese Steigerungen spürt auch der Bezirksverband mit voller Wucht.

Aus Sicht der Nachhaltigkeit hat die aktuelle Situation zwei Gesichter: Auf der einen Seite wurden in der Not, die Versorgungslage aufrecht zu erhalten, viele Entscheidungen getroffen, die den Klimaschutz aktuell wieder zurückwerfen: So wurde beispielsweise im dritten Quartal 2022 13,3% mehr Strom aus Kohlekraftwerken ins Netz eingespeist, als im Vorjahreszeitraum. „Auf der anderen Seite wird vielen Menschen aktuell bewusst, wie wertvoll die Ressource Energie – egal, ob in Form von Elektrizität oder Wärme – ist und gehen achtsamer mit deren Verbrauch um“, so Sandra Burger, Nachhaltigkeitsmanagerin des Bezirksverbands. „Es entwickelt sich ein Verständnis dafür, welche Aktivitäten energieintensiv sind und welche Schritte helfen, Energie einzusparen“.

In letzter Zeit war bereits viel dazu zu hören, wie Energie gespart werden kann. Untenstehender Infokasten soll Tipps aufzeigen (ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben), die vielleicht noch nicht so bekannt sind, aber trotzdem ein überraschend hohes Einsparpotential haben.

  • Mischbatterie des Wasserhahns schon vor dem Aufdrehen auf Kalt stellen, andernfalls springt zunächst trotzdem die Erhitzung des Wassers an, auch wenn direkt nach dem Aufdrehen auf Kalt gestellt wird -> kaltes Händewaschen spart in einem 3-Personen Haushalt pro Jahr ca. 30€ - 110€ bzw. ca. 70kg CO2 ein.
  • Heizungsthermostat: Stufe 2 = 16°C, Stufe 3 = 20°C, Stufe 4 = 24°C, Stufe 5 = 28°C. Wichtig: Heizung auf 5 aufdrehen bedeutet, es wird insgesamt stärker geheizt, nicht schneller warm! Heizungen lieber konstant moderat einstellen, anstatt kurzzeitig sehr hoch zu stellen und dann wieder auszudrehen.
  • Heizkörper regelmäßig von Staub befreien! 1-2 mm Ablagerungen können einen Verlust von 6% der Wärmestrahlung ausmachen.
  • Das Schließen von Rollläden über Nacht verringert den Wärmeverlust durch das Fenster um 20%! Auch das Schließen von Vorhängen kann schon einen gewissen Einfluss haben.
  • Kipplüften sollte in jedem Fall vermieden werden! Es ist nicht nur energetischer Irrsinn, im schlimmsten Fall droht durch Kipplüftung und die dadurch entstehende Kältebrücke Schimmelbefall!