Suchtgefahr bei Kindern stärker bekämpfen

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Eberhard Gulde, der Vorstandsvorsitzende der AWO Schwaben, sieht mit Sorge, dass Kinder und Jugendliche immer früher zu Drogen greifen. Wir sprachen ihn bei der Sozialkonferenz der AWO Schwaben.

Frage: Warum griffen Sie das Thema Sucht bei Kindern und Jugendlichen auf?
Gulde: Die aktuellen Zahlen und Entwicklungen alarmieren und schockieren. Das hat sich auch auf der Sozialkonferenz gezeigt. 2008 mussten 25.700 junge Menschen zwischen 10 und 20 Jahren wegen Alkoholmissbrauchs stationär behandelt werden. 2006 waren es noch 19.500. Noch schlimmer finde ich, dass 2008 schon 2.400 Mädchen zwischen 10 und 15 Jahren mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus kamen. Je früher man mit Suchtmitteln in Berührung kommt, desto größer die Gefahr einer späteren Abhängigkeit.
Frage: Was tun?
Gulde: Wir wollten dieses Thema verstärkt in den Fokus rücken, das ist uns gelungen. Mit unseren Beratungsstellen und den zwei Fachkliniken für alkoholabhängige Frauen und Männer tun wir schwabenweit eine Menge. Gleichzeitig beklagen wir, dass die genehmigten Entwöhnungsbehandlungen immer kürzer werden. Das gefährdet den Behandlungserfolg.
Frage: Die möglichen Folgen?
Gulde: Eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts Prognos AG kommt zu dem Ergebnis: Für jeden Euro, der in medizinische Rehabilitation investiert wird, erhält die Volkswirtschaft 5 Euro zurück. Zugleich bleiben jährlich 150.000 Arbeitskräfte erhalten, die sonst aufgrund ihrer Sucht früher aus dem Berufsleben ausscheiden müssten. Wer bei Therapien spart, spart am falschen Ende.