AWO Schwaben will Armutsprävention weiter ausbauen.

Die Zahlen sind alarmierend: Kinderarmut nimmt bundesweit zu. In Schwaben leben rund 18.000 Kinder von Hartz IV. Deshalb griff die AWO Schwaben das Thema auf ihrer Sozialkonferenz vor 140 Teilnehmern im Bürgersaal in Stadtbergen auf. "Die Armutssituation verschärft sich", berichtete Birgit Gaile, die Leiterin des Augsburger Frauenhauses. Zwei Drittel der Frauen und Kinder, die bei ihr Zuflucht suchen, sind auf Hartz IV angewiesen. Im Kindergarten in Bobingen sind sieben von 50 Plätzen "subventioniert". Ohne finanzielle Unterstützung von Ämtern oder AWO könnten Eltern weder die Gebühren für den Kindergarten noch fürs warme Mittagessen bezahlen. 

"Armut ist oft nicht sichtbar, wird verdeckt", erläuterte Hans Scheiterbauer-Pulkkinen, Referent für Kinder- und Jugendhilfe bei der AWO Schwaben. Er geht sogar von rund 40.000 armen Kindern im Regierungsbezirk aus, da zu den 18.000 Kinder mit Hartz IV rund 20.000 nur knapp über der Bemessungsgrenze lägen. Bundesweit ist jedes sechste Kind von Armut betroffen; Tendenz: steigend.

In der Stadt Augsburg leben 5611 Kinder unter 15 Jahren von Hartz IV. Das entspricht 16,5 %. Im Landkreis Augsburg sind es 1962 (5,3 %) - ein Beispiel für das Stadt-Land-Gefälle. Ähnliches Bild im Allgäu: In Kaufbeuren sind es 13,9 %, während der Landkreis Ostallgäu mit 3,7 % einen der niedrigsten Werte in Schwaben aufwest. Doch das will Brigitte Protschka, die stellvertretende Vorsitzende des AWO-Kreisverbandes Kaufbeuren und Ostallgäu, nicht überbewerten: "Auch auf dem Land gibt es viel Armut.  Nur ist dort die Barriere größer, Hilfe zu beantragen."

Auf rund 80.000 € verzichtete die AWO in den vergangenen drei Jahren schwabenweit, damit auch die Kinder armer Familien weiterhin ihre Kindergärten, -horte und -tagesstätten besuchen und sich dort mittags eine warme Mahlzeit leisten können.

Die Unterstützung ist auch vonnöten: Der Hartz-IV-Regelsatz für ein fünfjähriges Kind von 215 € im Monat beinhaltet nur 2,80 € pro Tag für Essen und Trinken. Davon können die Eltern vielerorts nicht einmal den Mittagstisch bezahlen. "Armut ist eine Einkommensarmut", sagte die Sozialwissenschaftlerin Gerda Holz, wissenschaftliche Referentin am Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) in Frankfurt, in ihrem Referat.

Für 2010 stellt die AWO aus eigenen Mitteln (Spenden, Mitgliedsbeiträge, Sammlungen) 50.000 € für eine unkomplizierte und unbürokratische Soforthilfe für von Armut betroffene Familien in Schwaben zur Verfügung. Aus diesem Fonds, so Vorstandsvorsitzender Eberhard Gulde auf der Sozialkonferenz, werden Essens- und Materialgeld sowie Kindergartenbeiträge übernommen und Geldunterstützung für von Armut betroffene Kinder in den Kindertagesstätten geleistet. Zudem stellt sie ein Platzkontingent in der AWO-Familienferienstätte Scheffau im Westallgäu zur Verfügung und bezuschusst Kinderfreizeit- und Erholungsmaßnahmen.

 

Die AWO fordert vehement eine Grundsicherung für Kinder von 500 € pro Monat. "Wir erheben wir nicht nur politische Forderungen, sondern wir tun auch eine Menge gegen Kinderarmut", sagte der Vorsitzende des Präsidiums der AWO Schwaben, Dr. Heinz Münzenrieder. Künftig will er noch mehr dagegen tun.