Presse-Mitteilung | Stadtbergen, 12. August 2024
Als erstes Seniorenheim in ganz Bayern wurde das AWO-Seniorenheim in Königsbrunn von der Schwulenberatung Berlin für quersensible Pflege ausgezeichnet und erhielt das mentsprechende Siegel. Damit setzt es neue Standards in der stationären Altenhilfe. Das Projekt, das im Rahmen der bundesweiten Aktion 2019 bis 2022 „Queer im Alter – Öffnung der Altenhilfeeinrichtungen für die Zielgruppe der LSBTIG*“ der Arbeiterwohlfahrt ins Leben gerufen wurde, wird seit 2023 auf Bezirksebene fortgeführt.
„Es ist nicht immer einfach, Vorreiter zu sein. Daher finde ich es toll, dass Sie diesen Weg mitgehen – sowohl Sie, liebe Bewohner*innen, als auch Sie, liebe Mitarbeiter*innen des AWO-Seniorenheims Königsbrunn“, sprach die Pflegebeauftragte des Bezirks Schwaben, Melanie Melitta Hippke (Grüne) bei der feierlichen Siegelverleihung „Lebensort Vielfalt“ für das Pflegeprojekt „Queer im Alter“ im AWO-Heim ihren Respekt aus. Als erstes Seniorenheim in ganz Bayern durch die Schwulenberatung Berlin mit dem Siegel ausgezeichnet, setzt es neue Standards in der stationären Altenhilfe. Hippke betonte die Bedeutung von Sensibilität im pflegerischen Handeln für die Vielfalt der Bewohner*innen. Die Umsetzung erfolgte zunächst in Königsbrunn, die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt werden auf die 22 weiteren Seniorenheime der AWO Schwaben übertragen.
Das Projekt, welches im Rahmen der bundesweiten Aktion 2019 bis 2022 „Queer im Alter – Öffnung der Altenhilfeeinrichtungen für die Zielgruppe der LSBTIG*“ der Arbeiterwohlfahrt ins Leben gerufen wurde, wird seit 2023 auf Bezirksebene fortgeführt. Es beinhaltet fünf zentrale Handlungsfelder, die auf insgesamt 120 Kriterien basieren. „Diese sollen sicherstellen, dass queere Senior*innen in der AWO eine würdevolle und inklusive Pflege erfahren“, erläuterte Lisa Hitzke, die bei der AWO Schwaben für Gleichstellung und Vielfalt zuständig ist und das Projekt inhaltlich umgesetzt hat. Zu den Maßnahmen gehört die Reflexion der eigenen Haltung und eine bewusste Kommunikation, bei der Vielfalt sprachlich sichtbar gemacht wird – sei es in Dokumenten, in der Ansprache oder im täglichen Umgang. Das Personalmanagement wurde um eine verpflichtende Fortbildung ergänzt, die alle neuen Mitarbeitenden des Seniorenheims bei der Einarbeitung durchlaufen. Ziel ist ein sensibler Umgang mit den Lebenswelten und Anliegen der LSBTIQ*-Community. Schätzungen zufolge ordnen sich fünf bis zehn Prozent der Gesellschaft in der LSBTI* Community ein. Da ältere queere Personen statistisch häufiger ohne Partner*in leben und keine Kinder haben, besteht eine höhere Abhängigkeit von Einrichtungen der Altenhilfe. „Umso wichtiger ist, dass Pflegeeinrichtungen auf LSBTIQ*-Senior*innen vorbereitet sind“, erklärt die Einrichtungsleitung Daniela Nagengast-Baumann.
Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem subjektiv erlebten Gefühl von Sicherheit. Eine erweiterte Hausordnung regelt den Umgang mit Diskriminierung, um allen Bewohner*innen ein geschütztes Umfeld zu bieten. Zusätzlich wurde das Konzept der Pflege und Versorgung um spezielle Fortbildungen zur Pflege von trans- und intergeschlechtlichen Personen sowie zu HIV ergänzt. Das Angebot des Seniorenheims wird abgerundet durch kulturelle und soziale Angebote, wie Lesungen und Veranstaltungen, die auf die Bedürfnisse der queeren Community zugeschnitten sind, sowie die fachliche Beratung.
Marion Leichtle-Werner, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des AWO Bezirksverbands Schwaben, hob hervor, dass sich die AWO seit ihrer Gründung 1919 um Personen kümmere, die von Diskriminierungen betroffen sind. „Seither setzt sich die AWO für Chancengleichheit ein. Niemand soll seine Biografie verschweigen müssen, gerade für Menschen im Alter ist es wichtig, zu ihrer Identität und zu ihrer Lebensführung stehen zu können.“ Die projektverantwortliche Vorständin bedankte sich für die erfolgreiche Zusammenarbeit: „So ein Vorhaben kann nur erfolgreich sein, wenn alle dahinterstehen.“ Für sie sei das Projekt ein wichtiger Schritt der AWO Schwaben: „Unser Ziel ist es, langfristige Strukturen zu schaffen, die queere Senior*innen in all unseren Seniorenheimen ein sicheres und wertschätzendes Zuhause bieten“. Präsidiumsmitglied Thomas Muth resümiert: „Die Veranstaltung heute hatte Klasse!“