Presse-Mitteilung | 05. Juli 2024
„Stopp, es reicht!“ - Überdimensionaler, fast sechs Meter hoher und mehrere Tonnen schwerer, weißer Stuhl steht als Zeichen gegen Antisemitismus und Rechtsradikalismus vor dem AWO-Seniorenheim in Memmingen. Diesen ließ der Münchner Kabarettist Christian Springer, mit dem die AWO Schwaben eine enge Kooperation pflegt, gemeinsam mit einem Freund anfertigen.
„Stopp, es reicht!“ - Überdimensionaler Stuhl als Zeichen gegen Antisemitismus und Rechtsradikalismus vor dem AWO-Seniorenheim in Memmingen
„Ich finde es großartig, dass Du nicht nur mit Worten arbeitest. Deine Worte sind gewaltig und wichtig, der große Stuhl unterstreicht deine Botschaft und setzt ein sichtbares Zeichen“, führt Brigitte Protschka, Präsidentin des Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Schwaben e.V. (AWO) ein. Die AWO Schwaben pflegt eine enge Kooperation mit dem renommierten Kabarettisten Christian Springer. Zuletzt trat dieser beim AWO-Ehrenamtsempfang am 1. Juni 2024 auf. Nun hat die AWO Schwaben die Stuhl-Installation des Münchners nach Memmingen geholt und am 4. Juli mit Springer den Auftakt begangen.
Geschichte verstehen, um aus ihr zu lernen
Dieter Egger, Vorstandsvorsitzender des Bezirksverbands der AWO entschied sich ganz bewusst für den Vorplatz des AWO-Seniorenheims am Hühnerberg: „Hier am Hühnerberg gab es ab 1940 ein Lager, in dem Menschen gequält wurden. Und hier wurden ab 1946 Heimatvertriebene aufgenommen. Deshalb ist dies ein idealer Ort, ein Zeichen zu setzen für Demokratie und Solidarität.“
Die Geschichte verstehen um aus ihr zu lernen, ist ein zentrales Anliegen von Christian Springer. „Vermutlich kann ich manches deutlicher sagen und zuspitzen, als Geschichtslehrer im Unterricht“. Zum Auftakt der Installation erzählt Springer den Bewohner*innen, Pflegepersonal, Führungskräften und Gästen im vollen Saal des AWO-Seniorenheims am Hühnerberg, was es mit dem Stuhl auf sich hat.
Auf einen Stuhl gestiegen, um die Regierung zu stürzen
Es ist die Geschichte des Aufstiegs Adolf Hitlers und seiner Gefolgsleute bis zur Machtergreifung, die Christian Springer emotional und wortgewaltig nachzeichnet. Dabei springt er immer wieder in der Zeit vor und zurück, um zu verdeutlichen, dass es nicht erst 1933 losging. Hitler habe schon bald nach dem ersten Weltkrieg mit seinen Plänen und Vorarbeiten begonnen. Ein wesentliches Datum war dann der 8. November 1923, dem Tag des Putschversuchs Hitlers. Er stellte sich im Münchner Bürgerbräukeller auf einen Stuhl, um sich Gehör zu verschaffen und rief der Versammlung zu, die Regierungen in München und Berlin seien abgesetzt. Am Tag darauf wurde der Putschversuch gestoppt. Nicht aber der Aufstieg der Nationalsozialisten, denn auch aus dem Gefängnis heraus konnte Hitler Menschen mobilisieren, von seinen Ideologien überzeugen und die Machtübernahme vorbereiten. 100 Jahre nach dem Putschversuch ließ Christian Springer gemeinsam mit einem Freund einen überdimensionalen Stuhl als Mahnmal fertigen und stellte ihn erstmals in München vor dem Isartor auf. Er steht symbolhaft für jenen Stuhl, auf den sich Hitler am 8. November 1923 im Münchner Bürgerbräukeller stellte. Eine Sitzfläche hat der riesige Stuhl jedoch nicht. Schwebende Fußabdrücke symbolisieren Hitlers Spuren.
„Stopp, es reicht!“
Christian Springer kommt zum Kern seiner Botschaft: „Die Vergangenheit zu kennen ist sehr wichtig. Es ist nicht das erste Mal, dass rechte Tendenzen nach 1945 aufkommen. Wir müssen jetzt wieder sagen: stopp, es reicht! Wir brauchen die AfD absolut nicht. Sie wurde von Nazis mitgegründet und mitfinanziert von Nachkommen derer, die bereits Hitler und seine NSDAP unterstützten“.
Um die verheerenden Folgen von Krieg und Verfolgung weiß auch Margareta Böckh, Zweite Bürgermeisterin von Memmingen. „Bei meinen Geburtstagsbesuchen im AWO-Seniorenheim begegne ich Menschen, die mir von ihren Erfahrungen erzählen. Diese Berichte bewegen mich jedes Mal sehr. Ich danke daher Christian Springer und der AWO Schwaben für ihr Engagement für unsere Demokratie und wünsche mir, dass auch viele Schulen die Gelegenheit nutzen, die Installation zu besichtigen.“
Stuhl-Installation frei zugänglich
Der weiße Stuhl ist fast sechs Meter hoch und wiegt mitsamt seinen Betonfüßen mehrere Tonnen. Er ist für mindestens sechs Wochen frei zugänglich vor dem AWO-Seniorenheim in Memmingen, Hühnerbergstraße 25, aufgestellt. Informationstafeln geben den Besuchern Einblicke in das Projekt und dessen Hintergründe. Christian Springer wird mehrmals vor Ort sein, um persönlich zu berichten. Anfragen für Führungen und Vorträge für Gruppen beantwortet AWO-Mitarbeiterin Antonia Wendl unter 0821/43001-204 und Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.