„Personal- und Fachkräftemangel ist der Dauerbrenner auf unserer Agenda“, sagt Brigitte Protschka. „Das viel zitierte Corona-Brennglas hat uns da nichts gezeigt, was wir nicht vorher schon wussten“, verweist sie auf ein Problem, das die Diskussionen bereits in der Zeit vor Corona geprägt hat. Überrascht sein kann also niemand wirklich. Woran es mangelt, sind nicht Worte, sondern Taten. Einfach ist die Situation nicht. „Im Wesentlichen sind wir abhängig von Entscheidungen der Politik und von den Tarifpartnern“, erklärt Dieter Egger. „Hier können wir lediglich mit guten Informationen aus unserer Praxis vor Ort Entscheidungshilfen und als Arbeitgeber aus eigener Kraft Impulse geben. Den großen Rahmen, das System, können wir aber nicht selbst verändern.“

Was auf uns noch zukommt, beschreibt die Modellrechnung im Barmer Pflegereport 2021: Der Bedarf an Pflegefachkräften für die vollstationäre Versorgung steigt von 2020 bis 2030 um 39.000 Vollzeitäquivalente, der an Pflegehilfskräften mit Ausbildung um 23.000 und der an Pflegehilfskräften ohne Ausbildung um 30.000.
Immerhin wurde mit dem Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (GVWG) ein Versuch unternommen, die Bezahlung der Pflegekräfte zu verbessern. Ob diese Regelung allerdings wirklich zu einer Anhebung des Lohnniveaus in der Altenpflege führt, bleibt erst mal abzuwarten. Zur Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufes muss aus unserer Sicht ohnehin wesentlich mehr getan werden, als die bessere Bezahlung zu regeln. Denkverbote darf es da nicht geben. Alle Optionen müssen geprüft werden. Beispielsweise die Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich.
Was wir schon auf den Weg gebracht haben, kann sich sehen lassen: Seit 2019 übernehmen wir beispielsweise schon anteilig Kinderbetreuungskosten und mit dem TV Demographie bieten wir zahlreiche Maßnahmen zur Gesundheitsförderung für unsere Mitarbeitenden an. Dafür stellen wir jährlich um die 330.000 Euro bereit. Diese Mittel werden unter anderem für die Förderung gesunder Ernährung sowie der körperlichen und psychischen Gesundheit unserer Mitarbeitenden abgerufen. So können beispielsweise Obstkörbe oder gesunde Snacks besonders auch Mitarbeitende im Schichtdienst bei gesunder Ernährung unterstützen. Finanziert werden auch Kurse wie Rückenfit, Yoga oder Pilates.
„Zuletzt haben wir sogar als Dankeschön für die außerordentlichen Leistungen während der Corona-Pandemie zum zweiten Mal einen zusätzlichen Ruhetag finanziert“, berichtet Vorstandsvorsitzender Dieter Egger. So etwas muss allerdings mit dem Betriebsrat und unter Umständen zusätzlich mit der Verdi-Vertretung abgestimmt und einvernehmlich beschlossen werden. Auch wenn das auf den ersten Blick einfach erscheint, ist die Einhaltung dieser Formalien auch immer ein Zeitaufwand.
Was wir 2022 zusätzlich noch tun können, um unseren Mitarbeitenden Wertschätzung und Anerkennung zu vermitteln, beschäftigt derzeit unsere Personalentwicklerin Annika Hecken. Zum einen ist geplant, die vollen Kosten der institutionellen Kinderbetreuung zu übernehmen. Außerdem möchten wir als Wertschätzung besonderer Belastungen beispielsweise Gutscheine fürs Tanken oder auch Wellnessgutscheine zur Erholung zur Verfügung stellen. Da es immer schwieriger wird, geeigneten Wohnraum zu finden, arbeiten wir bereits daran, strukturiert bei der Wohnraumvermittlung für Beschäftigte behilflich zu sein. Zusätzlich soll es ein EDV-gestütztes Einkaufsportal mit Vergünstigungen für die Mitarbeitenden geben und auch im Bereich Mobilität, möchten wir unsere Mitarbeitenden mit Angeboten wie beispielsweise „Jobticket“ und „Jobrad“ unterstützen.