Mit dem AWO-Kinderhilfsfonds in den Urlaub
Ferienzeit – Reisezeit? Von wegen. Immer mehr Familien, Alleinerziehende, Hartz-IV-Empfänger und Flüchtlinge können sich selbst einen Kurzurlaub nicht leisten. Deshalb hat jetzt die Arbeiterwohlfahrt (AWO), Bezirksverband Schwaben, einen Kinderhilfsfonds über 50.000 € aufgelegt – passend zum 50-jährigen Jubiläum der AWO-Kindererholung.
„Hier wird eine bewährte Tradition wieder aufgegriffen“, begrüßt beispielsweise Klaus Kirchner, der AWO-Kreisvorsitzende von Augsburg-Stadt, die Sofortmaßnahme. „Die soziale Notwendigkeit ist unbestritten, die Fakten zeigen dies.“ Mit Geldern aus dem Fonds können ab sofort die rund 100 Ortsvereine der AWO in ganz Schwaben unbürokratisch Familien finanziell unterstützen, damit sie sich ein paar Tage Urlaub und Erholung leisten können. „Kinderarmut ist weit verbreitet. Diesem Missstand wollen wir etwas entgegensetzen. Gerade unsere Ortsvereine haben einen guten sozialen Kompass und wissen, wo vor Ort der Schuh drückt“, sagt Heinz Münzenrieder, der Vorsitzende des Präsidiums und des Verwaltungsrats der schwäbischen AWO in Stadtbergen.
Der Kinderhilfsfonds wird just zu einem Jubiläum aufgelegt: 1965, also vor genau 50 Jahren, hatte die schwäbische AWO ihre Kindererholung gestartet. In den 1970er Jahren verbrachten jährlich bis zu 3.000 Kinder aus Augsburg und ganz Schwaben einen Teil ihrer Sommerferien auf Bauernhöfen in Südtirol. Bis heute bieten noch etliche Ortsvereine und Kreisverbände der AWO Kindererholungen an. Der neue Kinderhilfsfonds soll dazu beitragen, in Not geratenen oder benachteiligten Familien einen Tapetenwechsel zu ermöglichen. Münzenrieder: „Da helfen wir ohne festen Verteilungsschlüssel und ganz unbürokratisch.
50 Jahre AWO-Kindererholung
Vor 50 Jahren startete das damals wohl größte Kindersozialwerk Schwabens: die AWO-Sommerferien-Kindererholung (meistens dreiwöchig). In den 70er Jahren waren manchmal 3000 (!) AWO-Kinder aus Schwaben pro Jahr im Pustertal (Südtirol). Das Örtchen Spinges bei Mühlbach wurde sogar als „Schwabenkinderdorf“ bezeichnet.
Als 1979 der Kaufbeurer AWO-Kreisvorsitzende Walter Zimmermann (er verantwortete die Kindererholung für den AWO-Bezirksvorstand) verstarb, stand in der Südtiroler Zeitung „Dolomiten“: „Ein Brotvater Südtirols ist von uns gegangen.“ Hintergrund: Die Kindererholung sicherte den damals noch meist ärmlichen Bergbauern ein willkommenes Zusatzeinkommen.
Bezahlt wurde nach Abschluss in bar. Hierzu fuhren die AWO-Verantwortlichen mit zwei Koffern voll Geld meist zur Kandelburg in Mühlbach (dort befand sich den ganzen Sommer über ein AWO-Büro) und zahlten die Gastgeberfamilien aus. Die Kinder wurden bei Beginn und am Ende der Ferien unter ärztlicher Aufsicht gewogen. Eine Gewichtszunahme dokumentierte den Erfolg der Kindererholung.
Zwischenzeitlich organisieren die AWO Schwaben bzw. deren Kreis- und Ortsverbände nicht mehr so viele, aber dennoch beliebte Kindererholungsmaßnahmen. Manchmal schließt die AZ-Kartei der Not Finanzierungslücken. Der neue Kinderhilfsfonds der AWO Schwaben soll die Erholungsmöglichkeiten für Kinder, die es nötig haben, verbessern.